Ganz nah dran: Staatssekretär Rachel diskutiert mit Schülern aus dem Kreis Düren
Nah am Laboralltag: Praktikum im BIOTechnikum
Gleich am Montagmorgen lernten Schülerinnen des Jülicher Mädchengymnasiums das Arbeiten im Labor aus nächster Nähe kennen: In einem DNA-Praktikum isolierten die Nachwuchswissenschaftlerinnen eigenhändig das Erbmaterial DNA aus Bakterien und trennten dessen Fragmente im Anschluss der Größe nach auf. Dass die Jugendlichen im BIOTechnikum Biotechnologie auf diese und andere Weise aus erster Hand kennen lernen können, darüber freute sich der Parlamentarische Staatssekretär besonders, als er dem Praktikum einen Besuch abstattete. Beim bloßen Zuschauen blieb es allerdings auch für ihn nicht: Nachdem eine Schülerin ihm das Verfahren der so genannten Gelelektrophorese erklärt hatte, trug er – wie diese zuvor – eine Plasmidprobe auf ein Agarosegel auf. Wohin die biotechnologische Forschung in Zukunft führen und was sie für unseren Alltag bedeuten wird, darüber diskutierte der Forschungsstaatssekretär mit den Schülerinnen im Anschluss an das Praktikum in Obergeschoss der mobilen Erlebniswelt.
Nah am Forschungsprozess: Schülerworkshop "Biotechnologie 2020"
Neben Thomas Rachel, MdB stand Prof. Dr. Michael Bott, Leiter des Instituts für Biotechnologie am Forschungszentrum Jülich, den Fragen der über zwanzig Schülerinnen Rede und Antwort. Moderiert von Dr. Andreas Jungbluth, wissenschaftlicher Projektleiter der Initiative „BIOTechnikum“, blickten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops „Biotechnologie 2020“ gemeinsam in die Zukunft. „Woran arbeitet die Forschung derzeit besonders?“, lautete eine Frage. Prof. Dr. Bott: „Am Forschungszentrum Jülich beispielsweise arbeiten wir mit nachwachsenden Rohstoffen, vor allem Zucker. Dabei versuchen wir, nachwachsende Rohstoffe in wertvolle Industriechemikalien umzuwandeln wie etwa abbaubare Kunststoffe.“ Weitere Schwerpunkte der aktuellen Forschung seien, so Bott, die Systembiologie sowie Metabolic Engineering, also die Erforschung und Veränderung von Stoffwechselvorgängen in Zellen.
Die Erfolgsaussichten solcher Forschungsansätze, der zu erwartende Alltagsnutzen und die beruflichen Chancen in der Branche waren weitere Themen der Diskussion, doch besonders interessiert zeigten sich die Schülerinnen an zwei Themen: Chancen und Risiken sowie ethische Aspekte der Biotechnologie. „Vor allem die ethischen Fragen liegen mir persönlich sehr am Herzen, da ich bis 2005 Sprecher der Enquete-Kommission für ‚Recht und Ethik der modernen Medizin‘ war“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Rachel. Am Beispiel der Stammzellforschung verdeutlichte er Pro und Contra der ethischen Diskussion. Eine wichtige Rolle spiele zudem der Datenschutz, dem mit dem neuen Gendiagnostikgesetz Rechnung getragen werde. Auf die Frage nach potenziellen Risiken der Biotechnologie in der Landwirtschaft erläuterte der Forschungsstaatssekretär die Anstrengungen im Bereich der biologischen Sicherheitsforschung und betonte: „Unerlässlich ist eine ausgewogene Betrachtung und der verantwortungsvolle Umgang mit der Technologie.“ Es gelte den Forschungsprozess eng zu begleiten, um eine sichere und hilfreiche Anwendung der Biotechnologie auch in Zukunft zu gewährleisten.
Nah am Alltag: Besuch in der Welt der Biotechnologie
Wo die Schlüsseltechnologie heute schon in unserem Alltag zu finden ist, davon konnten sich die Besucherinnen und Besucher des BIOTechnikums in Kreuzau überzeugen. Hier war die BMBF-Initiative an der Realschule zu Gast: Bei biotechnologischen Praktika im rollenden Labor konnten sich die Schülerinnen und Schüler als Nachwuchsforscher betätigen, die „Offene Tür“ lud zum Reinschnuppern und Ausprobieren ein und Rundgänge durch die Ausstellung im Truck entführten die Jugendlichen in die vielfältige Welt der Schlüsseltechnologie. Auf dieser Reise mit dabei war am Mittwoch ebenfalls der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel.
Wie biotechnologische Forschung funktioniert und welchen Nutzen wir in unserem Alltag daraus ziehen, machten die beiden Wissenschaftlerinnen an Bord der mobilen Erlebniswelt ihrer „Reisegruppe“ deutlich. Die Schülerinnen und Schüler lernten mehr über die Bedeutung und Perspektiven nachwachsender Rohstoffe zum Beispiel für die Herstellung von Kunststoffen, Waschmitteln oder Textilien kennen. „Auch du trägst ein mithilfe der Biotechnologie hergestelltes Kleidungsstück“, erklärte Dr. Hella Tappe einer verblüfft dreinblickenden Schülerin. Deren Jeanshose im Stonewashed-Look erlangte ihr verwaschenes Äußeres dank bestimmter Eiweißstoffe, die in neuen Produktionsverfahren zum Einsatz kommen. Damit leiste, so Forschungsstaatssekretär Rachel, die Biotechnologie zugleich einen Beitrag zum Umweltschutz, denn im Vergleich zu herkömmlichen Methoden werde die Abwasserbelastung erheblich reduziert. Nicht zuletzt dank Beispielen wie diesem eröffnete der Besuch in der Welt der Biotechnologie vielen der jungen Gäste zugleich eine neue Perspektive auf Produkte ihres täglichen Lebens.