"Einfach nur klasse" – Schüler begeistert von der NRW-Tour 2011
Um insbesondere Schüler für die Arbeit mit Pipetten und Enzymen zu begeistern, initiierte BIO.NRW erneut eine Landestour der Informationskampagne "BIOTechnikum". Gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium schickte das Cluster die mobile Erlebniswelt bereits zum dritten Mal durch Nordrhein-Westfalen. "Das BIOTechnikum macht Wissenschaft zum Anfassen für jedermann möglich", lobte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze die Vorzüge des 37 Tonnen schweren Trucks beim Auftakt in Münster. Laut Schulze sei das auch nötig, denn die Biotechnologie und ihre Möglichkeiten seien der breiten Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Markus Lewe, Dr. Bernward Garthoff, Clustermanager BIO.NRW, und Prof. Dr. Stephan Ludwig, Prorektor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, gab sie auf dem Stubengassen-Platz den Startschuss für vier Wochen "Biotechnologie live erleben".
Von Münster ging es nach Recklinghausen, wo potenzielle Nachwuchswissenschaftler des Marie-Curie-Gymnasiums, des Gymnasiums Petrinum sowie des Theodor-Heuss-Gymnasiums in die Laborkittel schlüpften. Besonders gespannt waren die Schüler des Gymnasiums Petrinum auf ihr Praktikum zur Bedeutung von Proteinen in der Biotechnologie. Sie hatten erst kürzlich die sogenannte Katalasereaktion in der Schule durchgeführt. Dieser Reagenzglastest hilft Wissenschaftlern in der Praxis dabei, Bakterienarten anhand ihrer biochemischen "Fähigkeiten" voneinander zu unterscheiden. Das Enzym Katalase kommt im Zellinhalt bestimmter Bakterien vor und zersetzt Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff. Da der Versuch im Unterricht nicht funktioniert hatte, wollten die Gymnasiasten jetzt einen zweiten Anlauf im BIOTechnikum starten. Hierfür gaben sie auf ein Glasplättchen einen Tropfen Wasserstoffperoxid und verrieben darin eine Bakterienprobe mit einer Plastiköse. Da es im Tropfen daraufhin zu schäumen begann, lautete das eindeutige Ergebnis "katalase-positiv" und das Experiment war geglückt. Dass Biotechnologie alles andere als langweilig ist, machten auch die beiden gut besuchten Vorträge deutlich. Statt nach Schulende den freien Nachmittag zu Hause zu genießen, wollten rund 60 Schülerinnen und Schüler von dem projektbegleitenden Wissenschaftler Dr. Martin Brenndörfer mehr zu den Grundlagen der Biotechnologie sowie den vielseitigen Berufsperspektiven in der Branche wissen.
In Arnsberg freuten sich die Schüler des St.-Ursula-Gymnasiums über den Besuch des BIOTechnikums. Nach drei Tagen DNA aus Mundschleimhautzellen isolieren, Solarzellen mit Halbleiterschichten und Hibiskustee bauen und Virenlast fiktiver Patienten bestimmen resümierte die Schülerin Leonie Gresch: "Es macht Spaß mit den Geräten zu arbeiten, die auch in den Biotechnik-Laboren vorhanden sind, und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen". Die Dinge selbst in die Hand nahm anschließend in Duisburg die breite Bevölkerung während der "Offenen Tür". Die zahlreichen Exponate der Ausstellung im Erdgeschoss veranschaulichen den Nutzen der Biotechnologie. Insgesamt blickten an allen acht Tour-Stationen über 7.000 Besucherinnen und Besucher neugierig ins Mikroskop oder ergründeten beispielsweise die Genom-Forschung mit dem Ausstellungsstück "DNA-Chip". "Es ist schon beeindruckend, was hier alles geboten wird", lobte Bürgermeister Peter Nebelo beim Tour-Stopp in Bocholt die Informationskampagne. Dort nutzte er genauso wie Johannes Röring, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Borken, die Gelegenheit, das BIOTechnikum kennen zu lernen.
Ein besonderes Rahmenprogramm für den Besuch in Willich-Schiefbahn hatten sich die Veranstaltungspartner des St. Bernhard Gymnasiums ausgedacht. Zahlreiche Vorträge und Podiumsdiskussionen am Abend beschäftigten sich mit dem Thema "Naturwissenschaften und Glauben", während tagsüber fleißig experimentiert wurde. Nach drei Tagen lautete das Fazit der Zwölftklässlerin Lara Vogel: "Was wir bislang im Schulunterricht theoretisch gelernt haben, können wir hier praktisch umsetzen. Einfach nur klasse." Ihre Mitschülerin Franziska Frenk ergänzte: "Das ist wie im Fernsehen, nur dass wir es selber machen. Total spannend. Außerdem habe ich es durch die praktische Anwendung besser verstanden." Doch nicht nur die Jugendlichen waren von der praktischen Laborarbeit begeistert: "Für die Schüler ist es eine Abwechslung, sie bekommen einen richtigen Motivationsschub. Da macht der normale Biologieunterricht gleich mehr Spaß", freute sich Lehrerin Antje Goecke über den Tour-Stopp an der Albert-Schweitzer-Realschule in Solingen. Dort hatte sich Jürgen Hardt, Bundestagsabgeordneter für Solingen, Remscheid und Wuppertal, einem Schülerpraktikum angeschlossen. Gemeinsam mit den Realschülern lernte er, wie Käse im Labor hergestellt werden kann. Ursprünglich wird für die Gewinnung von Käse aus Milch Lab aus Kälbermägen verwendet. Da die Nachfrage nach Käse jedoch weltweit enorm angestiegen ist, kann nur noch etwa 35% mit natürlichem Lab hergestellt werden. Über den Versuchen, die veranschaulichten, wie das Lab durch biotechnologisch hergestellte Enzyme ersetzt werden kann, vergaßen nicht nur die Schüler die Zeit. Auch MdB Jürgen Hardt stellte erstaunt fest, wie kurzweilig der Besuch im BIOTechnikum sein kann, als ihn sein klingelndes Handy an den nächsten Termin erinnerte.
Und auch alle anderen Beteiligten waren überrascht, wie schnell die abwechslungsreiche Landesreise durch Nordrhein-Westfalen zu Ende ging, als sich das BIOTechnikum nach seiner letzten Station am 25. und 26. Mai 2011 vom Kölner Heinrich-Mann-Gymnasium verabschiedete.